Gegen jede Krankheit ist also ein Kraut gewachsen, aber schon immer gab es Menschen, die es zu mühsam fanden, nach diesem passenden Kraut zu suchen.
Deshalb entwickelte man seit dem späten 17. Jahrhundert eine Rezeptur mit Kräutern, die als Universalarznei gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden helfen sollte: die Schwedenkräuter.
Gegen jede Krankheit ist also ein Kraut gewachsen, aber schon immer gab es Menschen, die es zu mühsam fanden, nach diesem passenden Kraut zu suchen. Deshalb entwickelte man seit dem späten 17. Jahrhundert eine Rezeptur mit Kräutern, die als Universalarznei gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden helfen sollte: die Schwedenkräuter.
Um die Entdeckung der Schwedenkräuter-Rezeptur ranken sich einige Geschichten. Als Urväter gelten die beiden schwedische Ärzte Dr. Hjärne und Dr. Samst. Dr. Urban Hjärne wurde 83 Jahre alt und hat in drei Ehen 24 Kinder gezeugt. Vom anderen Urvater, Dr. Claus Samst, ist bekannt, dass er im Alter von 104 Jahren bei einem Reitunfall ums Leben kam.
In seinem Nachlass wurde das Rezept der Schwedenkräuter gefunden. Allerdings war Dr. Samst – wie viele Ärzte damals – ein Anhänger des Arztes und Naturforschers Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (* 1493 in Egg bei Einsiedeln, † 1541 in Salzburg). Dieser hatte sich bereits im 16. Jahrhundert mit seinen Kräutermischungen einen großen Namen gemacht. So finden sich beispielsweise im Kräuterbuch von Johann Popp (1629) Rezepte von Paracelsus, die viele der heute im Schwedenbitter verwendeten Kräuter beinhalten. Ein auf Bitterstoffen basierendes Elixier gab es also schon mindestens seit der Zeit des Paracelsus.
Rezeptauszug: Johann Popp (Thesaurus medicinae oder chymischer Artzney-Schatz: 1629)
Lange Zeit waren die Schwedenkräuter wieder in Vergessenheit geraten, bis die österreichisches Kräuterfrau Maria Treben (1907 – 1991) das Elixier unter dem Namen Schwedenbitter wieder bekannt machte. Seit Maria Treben 1980 in ihrem Buch „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ ihr Rezept für den Kleinen Schwedenbitter veröffentlicht und verschiedene Anwendungen besprochen hat, ist die Anwendung und Verwendung der Schwedenkräuter wieder immer mehr in Mode gekommen.
Die Zutaten des Schwedenbitters
Grundsätzlich erhält man den Schwedenbitter als fertige Mischung in Apotheken, Reformhäusern und teilweise auch im Naturkostladen. Dabei stehen zwei Versionen zur Auswahl: die kleinen und großen Schwedenkräuter. Der Unterschied beider Mischungen liegt in der Zusammensetzung oder in der Auswahl der verwendeten Kräuter, wobei Maria Treben ihre Heilerfolge mit dem kleinen Schwedenbitter erzielte und auch immer den kleinen verwendete. Der kleine Schwedenbitter arbeitet im Original mit
- Aloe (statt Aloe kann auch Enzian oder Wermut verwendet werden)
- Myrrhe
- Safran
- Sennesblätter
- Kampfer (nur Naturkampfer verwenden!)
- Rhabarberwurzel
- Zittwerwurzel
- Manna
- Theriak venezian
- Eberwurzel
- Angelikawurzel
Diese getrocknete Kräutermischung setzt man in 1 1/2 l 38 %igen Branntwein (Korn oder Obst) an, lässt sie 14 Tage im Warmen stehen, schüttelt täglich. Nach 14 Tagen kann man das Elixier für den Gebrauch abfüllen . Den Rest lässt man bei den Kräutern im Ansatzglas. Das Fläschchen gut verschließen und kühl aufbewahren. So ist der Schwedenbitter jahrelang haltbar und wird immer wirksamer, je älter er wird.
Anwendungen
Wobei helfen die Schwedenkräuter? Ja, bei „eh fast allem“, innerlich und äußerlich. Nach Maria Treben nimmt man innerlich in Tee verdünnt 1/2 Stunde vor oder nach einer Mahlzeit:
- 1 TL morgens und abends zur Prophylaxe,
- 1-3 TL täglich bei akuten Problemen und
- 2-3 EL täglich bei bösartigen Krankheiten.
Äußerlich werden die Schwedenkräuter vor allem als Umschlag verwendet: Man befeuchtet ein Stück Watte oder Zellstoff mit dem Elixier und legt es auf die schmerzende Hautpartie, die man vorher mit eine Ringelblumensalbe oder einer neutralen Salbe eingerieben hat. Dann deckt man die Watte mit einem Stück Plastikfolie ab und befestigt alles mit einem Tuch oder einer Binde. Diesen Umschlag lässt man 2-4 Stunden auf der Haut. Zeigen sich allergische Reaktionen, sollte man die Plastikhaut weglassen oder die Behandlung einige Zeit aussetzen, bis die Hautirritationen abgeklungen sind.
Indikationen sind vor allem
- Magen- und Darmbeschwerden (Verstopfung, Durchfall, Krämpfe, Entzündungen, Blähungen, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Leberschmerzen, Gallenkoliken)
- Erkältungen, Schnupfen, Nebenhöhlenentzündungen, Halsschmerzen, Husten und Asthma
- Muskelzerrungen, Verstauchungen und Prellungen, kleinere Hautverletzungen (Sonnenbrand, Verbrennungen), Ekzeme, Herpes, Warzen, Pickel
- Kopfschmerzen, Menstruationsschmerzen
- Zahnfleischprobleme, Eiterungen
- Hämorrhoiden
Warum sie wirken
Die Schwedenkräuter wirken deshalb, weil viele der verwendeten Kräuter über einen hohen Anteil an Bitterstoffen, verfügen, die die Produktion der Magen- und Gallensäfte, Bauchspeicheldrüse und Leber anregen und dadurch auch den Stoffwechsel- und die Verdauung ankurbeln.
Andere Inhaltsstoffe in den Schwedenkräutern wirken außerdem antibakteriell und antiseptisch, durchblutungsfördernd, kühlend und wärmend, sind reich an Aminosäuren, Vitaminen, Mineralstoffen, ätherischen Ölen, Enzymen, Gerbstoffen und Harzen, oder wirken schleimlösend, entzündungshemmend, wundheilend, entkrampfend, abführend und schmerzlindernd .
Fazit: Ein Trank voller Power. Probieren geht über Studieren!
Literatur
- Treben, M. (2017): Gesundheit aus der Apotheke Gottes, 95.Auflage, S. 86 ff.
- Burkl, R. (2014): Schwedenkräuter – Essay. In: Swiss Journal of Integrative Medicine, Vol. 26, S. 108-117, doi: 10.1159/000360496
- Bühring, U. (2014): Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, 4. überarbeitete Auflage