Ich hatte das Gefühl, dass du einsamer warst als jeder andere auf der Welt, und dass du dennoch vielleicht als einziger Mensch auf der Welt wirklich, wirklich lebendig warst. Zur falschen Zeit geboren…vom Schicksal bestimmt.
Verlorene Momente
Hast du schon einmal nach einigen Jahren eine alte Bekanntschaft getroffen? Oder hast du dir vielleicht schon einmal vorgestellt, wie ein solches Treffen aussehen könnte – Wie würdest du reagieren? Was würdet ihr einander sagen? Die Geschichte „Dillgurke“ von Katherine Mansfield handelt von so einem Moment, als Vera nach sechs Jahren einen alten Liebhaber trifft. Schau dir an, wie diese Geschichte das Potenzial verlorener Gelegenheiten thematisiert.
Ich schlage dir vor, diesen Text in zwei Teilen zu lesen. Im ersten Abschnitt der Geschichte möchte ich dich bitten, über folgende Fragen nachzudenken:
- In welcher Situation befindet sich Vera hier?
- Wie würdest du dich fühlen, wenn du in ihren Schuhen wärst?
- Was hältst du von dem Mann, dem sie begegnet? – Glückliche Flucht oder verpasste Gelegenheit?
Mach dir beim Lesen Notizen zu deinen Gedanken und Gefühlen und markiere vielleicht Wörter oder Sätze, die dir besonders auffallen …
Denkanstöße
Wie findest du die Handlung bisher? Der namenlose Er ist sehr höflich zu Vera – er vergleicht Veras Stimme mit einer „himmlischen Sprache“ -, aber ich frage mich, ob man glauben kann, was er sagt? Wie denkst du darüber? Welcher Figur gelten deine Sympathien? Vera oder ihrem früheren Liebhaber? Und welchen Grund könnte das haben? Möglicherweise hast du – so wie ich – eine gemischte emotionale Reaktion auf die beiden Personen in der Geschichte. Ich frage mich, wem ich hier vertrauen kann. Ich habe das Gefühl, dass Vera an ihrer eigenen Erinnerung an die Ereignisse zweifelt, und habe mich gefragt, wie ich mich an ihrer Stelle fühlen würde. War ich je in einer ähnlichen Situation? Hilft oder behindert der ehemalige Liebhaber Vera?
Interludium: Das begrabene Leben
Wie fühlst du dich beim Lesen dieses Gedichts? Hast du irgendwelche Worte markiert? Was fällt dir auf? Vielleicht möchtest du es noch einmal lesen? Nach mehrmaligem Lesen komme ich zu dem Punkt zurück, an dem es heißt: „…das in uns begrabene Leben zu finden“.
Denkanstöße
Was ist das für ein begrabenes Leben? Ist es etwas, das wir alle in uns tragen? Bist du jemals in einer überfüllten Straße stehen geblieben und hast diesen Wunsch, diesen Hunger danach verspürt? Ich bleibe bei der Idee hängen, meine wahre, einzigartige Bestimmung aufzuspüren. Habe ich das Gefühl, dass so etwas existiert? Und wenn ja, was könnte es sein? Es lässt mich ein wenig darüber nachdenken, welche Vorstellungen manche Leute davon haben, dass das Leben vom Schicksal bestimmt wird – oder vom Zufall und vom Glück? Ich mag das „Geheimnis dieses Herzens“ und die Tatsache, dass es „so wild schlägt“, bin mir aber nicht sicher, warum ich dieses Stück mag … was/ wie denkst du darüber?